Philip Schlaffer hält Vortrag über Extremismus
Schüler/-innen der Ludwig-Erhard-Schule Sigmaringen durften am 15. Mai 2025 in der Stadthalle Sigmaringen einem besonderen und sehr wichtigen Vortrag von AntiGewalt und De-Radikalisierungstrainer Philip Schlaffer, einem Aussteiger aus der Neonazi-Szene, beiwohnen. Ermöglicht wurde die Veranstaltung im Rahmen der Demokratiebildung an Schulen durch die tatkräftige Unterstützung durch Herrn Huber vom Hohenzollerngymnasium in Sigmaringen, dem Schulleiter der LES, Frank Steinhart, Katharina Burger sowie durch die Stadt Sigmaringen und die Friedrich-Ebert-Stiftung.
Katharina Burger mahnte in ihrem Grußwort, dass es unser aller Aufgabe sei, den Bedrohungen durch Populismus, Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit nicht gleich gültig gegenüber zu stehen und einfach zu schweigen. Wir alle sollten hinschauen, verstehen und widersprechen. Gerade hierzu lieferte der eindrückliche Vortrag Philip Schlaffers die richtigen Denkanstöße. Philip Schlaffer blickte auf sein Leben zurück, von der Kindheit in einem kleinbürgerlichen Milieu in einem Vorort von Lübeck bis zur Verbüßung einer Haftstrafe in der JVA Stralsund. Er reflektierte über die Motive, die ihn radikalisierten, über falsche Hoffnungen, Gefühle der Entwurzelung und Heimatlosigkeit, die Suche nach Gleichgesinnten, nach Anerkennung und die Brüche, die er auf der Suche erlebte. Hass, Gewalt und Feindbilder bestimmten lange seine Sicht der Welt. Gefühle der Überlegenheit anderen gegenüber machten ihn zu einem kalten Menschen, der sich immer weiter in die rechtsextreme Szene und die organisierte Kriminalität verstrickte, bis er selbst drohte zu einem menschlichen Wrack zu werden. Er beschloss, aus der Szene auszusteigen.
Die Erfahrungen von Frust und Wut, Gruppenzwang, Alkohol, das Hören von Hassmusik, das ständige Aggressionspotential und die Desillusion, dass das ursprüngliche Versprechen einer vermeintlich besseren Welt, mit welchem er mit-ursächlich in die Neonazi-Szene einstieg, stellten sich als Alptraum heraus. Heute weiß er, dass Demokratie verteidigt werden muss und Extremismus nur zu weiteren Opfern führt. Er erkennt aber auch an, dass es ein Recht auf Scheitern gibt, solange man wieder aufsteht. Zum Schluss plädierte Philip Schlaffer für eine Sicht, in welcher anderen zugestanden wird, anders zu sein, ohne jegliche Einschränkung ihrer Freiheiten. Man solle sich niemals in Hass und Gewalt verlieren. Sein wohl wichtigster Ratschlag an die Jugendlichen: „Lernt die Welt durch eure eigenen Augen und nicht durch die Augen anderer kennen.“